Typographie schreibt Geschichte

Der Umgang mit Typographie ist nicht immer zimperlich. Sie wird gestreckt, gestaucht und verzerrt, was das Zeug hält. Unbewusst von vielen Nutzern, die nur Schrift möglichst einfach auf Papier drucken wollen, aber auch bewusst — wie in dieser Aufgabe.

In a nutshell

Technik

  • Adobe After Effects


Erkenntnisse

  • Geschichten erzählen ist toll
  • Eine Geschichte braucht einen Protagonisten (aber nicht immer)
  • Eine kurze Einführung sorgt für den richten Kontext (»Priming«)


Aufgabe

Eine Geschichte erzählen, das kann man auf viele Arten und Weisen. Die wohl bekannteste Art und Weise ist das Schreiben. Auch hier hat man mit Buchstaben und Zeichen, mit Typographie zu tun — wie in dieser Aufgabe. Typographie soll so animiert werden, dass sie eine Geschichte erzählt, dass die Zeichen die Protagonisten und die Grundfläche ihre Lebenswelt. Die Geschichte soll kurz sein und ausschließlich von Typographie erzählt werden.

Konzept

In der konkreten Aufgabe hieß es, die fertige Animation solle auch als Loop spielbar sein. Auch wenn diese Formulierung vielleicht anders gemeint war, so fiel mir doch gleich Siysphos aus der griechischen Mythologie ein. Die historischen Gelehrten stritten sich darüber wer ihn mit dieser harten Strafe belegte und warum, doch auch heute ist das Wort »Sisyphusarbeit« im Sprachgebrauch bekannt (Sisyphos, griech. und Sisyphus, lat.). Eine Arbeit, die kein Ende zu nehmen scheint, bei der ein Schritt vor gleichbedeutend ist mit zwei Schritten zurück, eine solche Arbeit, so heißt es, hatte der antike Sisyphos zu verrichten.

Klar ist, der Protagonist in meiner Geschichte soll der gestrafte Sisyphos sein. Sein Buchstabe soll aber nicht etwas das große S sein, das ist bereits von »Superman« belegt. Sisyphos ist für mich eher ein kleines g. Es sieht sehr interessant aus; im Vergleich zu den anderen Buchstaben wie ein Schlitzohr, das es wagt, sich überwiegend in der Unterlänge aufzuhalten. Gleichzeitig ist es nach vorn geneigt, zielstrebig und mit seinen vielen geschwungenen Linien ein bisschen undurchschaubar. Als Schrift wähle ich eine moderne Grotesk-Schriftart. Sisyphos ist schließlich nicht in der Antike stecken geblieben, sondern taucht heute hier und da in der modernen Welt auf, versucht brillante Lösungsansätze für seine immer wiederkehrenden Probleme anzuwenden. Eines hat sich aber wohl nicht geändert. Trotz größtem Aufwand ist bereits vorher klar, dass er am Ende scheitern wird.

Wünschen wir uns für die Zukunft genau das Gegenteil; einen Sisyphos, der so gerissen ist, dass er sich aus dem Teufelskreis befreit und sich endlich mit den wichtigen Problemen der heutigen Zeit beschäftigen kann.

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